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Philosophische Praxis und Spirituelle Praxis

Traumdeutung und Individuation

I. Träume als Spiegelbilder der Individuation

Als C.G. Jung damit begann, lange Traumserien seiner Klienten auszuwerten, machte er eine bahnbrechende Entdeckung:

"Sie scheinen unter sich zusammenzuhängen und in tieferem Sinn einem gemeinsamen Ziel untergeordnet zu sein, so daß eine lange Traumserie nicht mehr als ein sinnloses Aneinanderreihen inkohärenter und einmaliger Geschehnisse erscheint, sondern als ein wie in planvollen Stufen verlaufender Entwicklungs- und Ordnungsprozeß. Ich habe diesen in der Symbolik langer Traumserien sich ausdrückenden unbewußten Vorgang als Individuation bezeichnet."
C.G. Jung, Traum und Traumdeutung- Weitere Zitate von C.G. Jung finden Sie im Hauptmenü "Zitate" unter Autor C.G. Jung.

Individuation ist ein lebenslanger Prozess, in dessen Verlauf wir ein immer tieferes Bewusstsein unserer Ganzheit entwickeln mit dem Ziel, ein Individuum - lateinisch individuus = unteilbar - zu werden und als solches denken, fühlen und handeln zu können.

C.G. Jung hatte sich schon früh von der triebzentrierten Traumdeutung seines Lehrers Sigmund Freud abgewandt und unter anderem durch Begriffe wie Archetypen, Synchronizität und Individuation das Spektrum der Traumdeutung beträchtlich erweitert. Wer sich intensiv mit Traumserien beschäftigt, wird Jungs Theorie bestätigt finden, dass Träume auf geheimnisvolle Weise miteinander in Verbindung stehen und darauf ausgerichtet sind, uns ein möglichst konfliktfreies und sinnerfülltes Leben zu ermöglichen. Diese Aufgabe erfüllen Träume unter anderem durch:

Die vier wichtigsten Funktionen von Träumen

1. Kompensation
Wenn uns etwas in unserem Leben fehlt, dessen Mangel Leiden erzeugt, versorgen uns Träume mit kompensatorischem Material. In wissenschaftlichen Studien haben Psychologen herausgefunden, dass es für die Befriedigung eines Bedürfnisses in der Regel keinen signifikanten Unterschied macht, ob es real oder nur in der Vorstellung befriedigt wird. Indem Träume es uns ermöglichen, unsere im Wachzustand unrealisierbaren Bedürfnisse während des Schlafens als Traumerlebnisse zu genießen, vermindern sie erheblich das Risiko von Neurosen und Depressionen. Kompensatorische Träume versorgen uns also mit allem, was in unserem Leben zu kurz kommt.

2. Warnung
Droht uns im realen Leben eine große Gefahr, werden wir in Träumen davor gewarnt. Solche Warnungen können wir jedoch nur dann wahrnehmen, wenn die natürliche Verbindung zu unseren inneren Seelenlandschaften nicht unterbrochen ist. Die feinen Traumgewebe reagieren besonders empfindlich auf Betäubungen jeder Art wie etwa durch Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch. Auch hilft uns eine Warnung wenig, wenn wir sie nicht ernst nehmen. C.G. Jung berichtet von mehreren Fällen, in denen der "Träumer" Warnungen ignoriert hat und dadurch zu Schaden, in einem Fall sogar zu Tode gekommen ist.

3. Führung
In Phasen der Orientierungslosigkeit nehmen Träume uns an die Hand und führen uns zu Orten, von denen sich unsere Seele magisch angezogen fühlt. Die amerikanischen Psychologen David Feinstein und Stanley Krippner sprechen von einem neuen persönlichen Mythos, den Träume uns dann offenbaren, wenn alte Lebensformen und Verhaltensmuster ausgedient haben. Heute neigen die meisten Menschen bei fehlender Orientierung dazu, diese durch Denken erzwingen oder durch Zerstreuung verdrängen zu wollen. Während solche Methoden keineswegs geeignet sind, uns den Weg aus dem Labyrinth zu weisen, in dem wir uns verirrt haben, kann ein einziger Schlüsseltraum, den wir wahr- und ernst nehmen, unserem Leben neue Perspektiven und neuen Sinn vermitteln.

4. Auflösung von Energieblockaden durch Schattenarbeit
Träume bringen uns in Berührung mit unserem Schatten, der alles beinhaltet, was uns noch nicht bewusst ist, oder was wir verdrängt haben. Im tiefenpsychologischen Sinne repräsentiert der Schatten eine bestimmte Energiemenge, der wir keine Richtung geben können, weil wir keinen bewussten Zugang zu ihr haben. Das gilt gleichermaßen für unser latentes, ungenutztes Potenzial wie für zerstörerische Energien, zum Beispiel Selbstzweifel oder Hass. Indem Träume uns unseren Schatten spiegeln, befähigen sie uns, kreative Energien sich frei entfalten zu lassen und destruktive Energien daran zu hindern, Schaden zu verursachen.


Schatten
Wer sich mit seinen Träumen beschäftigt, begegnet unweigerlich seinem Schatten, der aus noch nicht bewussten oder verdrängten Seelenregionen bzw. Teilpersönlichkeiten besteht.



Friedrich Nietzsche
Friedrich Nietzsche
deutscher Philosoph 1844  – 1900


Aufbauend auf Schopenhauers Philosophie des Willens propagierte Nietzsche eine Umwertung aller Werte mit dem Ziel, die Menschen von ideologischen Zwängen sowie ihrem eigenen inneren Zensor zu befreien.
Der Mensch sei nur dann frei, wenn er es verstehe, jenseits von Gut und Böse zu leben. Diese Haltung ist sehr förderlich, wenn man seine eigenen Träume als Leitfaden für den Individuationsprozess verwenden möchte. Nietzsche zählt zu den Wegbereitern der Tiefenpsychologie.

II. Teilpersönlichkeiten und Persönliche Mythologie

Für eine erfolgreiche Traumarbeit ist es unerlässlich, die eigenen Teilpersönlichkeiten nicht zu bewerten. Wer einen zu strengen inneren Zensor hat, wird dazu neigen, seine für schlecht befundenen Eigenschaften entweder zu verdrängen oder auf andere zu projizieren. Beides verhindert eine Wende zum Besseren. Erst das bedingungslose Akzeptieren all dessen, was wir sind, macht es uns möglich, so zu werden, wie wir sein wollen. Es ist wenig hilfreich, unsere Fehler zu beklagen. Wir müssen sie akzeptieren oder überwinden.

Griechische Mythologie - Morpheus und Iris
Griechische Mythologie - Morpheus und Iris

Unsere persönliche Mythologie hat eine enorme Gestaltungskraft, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Sie setzt sich aus komplexen inneren Leitbildern zusammen, die unser Selbstverständnis definieren und unser Leben auf übergeordnete Ziele hin ausrichten.
Gelingt es uns, dem persönlichen Mythos auf die Spur zu kommen, können wir unser Leben nicht nur besser verstehen, sondern ihm auch eine neue Richtun
g geben.

Sobald eine ausreichend lange Traumserie vorliegt, kann die Arbeit an einer soliden und zuverlässigen Traumarbeit beginnen. Schnell wird deutlich, dass die Trauminhalte um einige wenige Komplexe kreisen, die unsere persönliche Mythologie als Drama unseres Lebens widerspiegeln. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um Ängste und Wünsche, die uns in einem bestimmten Lebensabschnitt unter den Nägeln brennen.

Sind wir innerlich ausgeglichen, ist das ein Zeichen dafür, dass wir uns mit dem uns gegenwärtig tragenden persönlichen Mythos weitgehend in Übereinstimmung befinden. Ist dies nicht der Fall, entwirft unsere Seele unwillkürlich einen Gegen-Mythos und bedient sich dabei des Traums als Mittel, um uns auf Seelenbereiche aufmerksam zu machen, die aktuell verkümmert sind, bzw. um uns zu zeigen, wie wir eingefrorene Seelenlandschaften zu neuem Leben erwecken können.

Wenn wir unser Leben tief greifend verändern wollen, müssen wir darauf achten, dass wir nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Die hohe Kunst der Individuation besteht darin, genau zu erkennen, wo unser alter Lebensentwurf ausgedient hat, aber auch, in welchen Lebensbereichen er nach wie vor trägt.
Letztlich geht es darum, die beiden Mythen so zu einem neuen Lebensentwurf - neuer Mythos als Synthese - zu integrieren, dass eine optimale Entfaltung der Persönlichkeit ermöglicht wird. Der Erfolg des Individuationsprozesses hängt entscheidend davon ab, ob es uns gelingt, bewusst das Material aus dem Unbewussten zu verarbeiten, das uns die Träume zur Verfügung stellen.

III. Träume verstehen

Das Alphabet der Träume besteht nicht aus Buchstaben, sondern aus Symbolen. Das macht Traumdeutung so schwierig und ist der Hauptgrund dafür, warum sich nur wenige Menschen die Mühe machen, ihre Träume zu deuten. Es gibt mittlerweile auch im Internet eine Reihe von sogenannten Traumlexika, in denen man sich darüber informieren kann, was bestimmte Elemente eines Traumes bedeuten.
Ein gutes Traumlexikon kann in der Tat ein hilfreiches Instrument der Traumdeutung sein. Das Instrument zu besitzen, bedeutet aber noch lange nicht, auch darauf spielen zu können. Die besondere Problematik von Traumsymbolen liegt darin, dass ihre Bedeutung sich nur in dem komplexen Kontext von Traum und "Träumer" erschließen lassen.

Immer wenn es um Verstehen geht, begegnen wir dem hermeneutischen Zirkel, der besagt, dass wir ein einzelnes Phänomen umso besser verstehen können, je mehr wir über seinen Kontext wissen. So kann man zum Beispiel eine Parabel von Kafka tiefgründiger interpretieren, wenn man dessen Gesamtwerk und Biografie kennt, wenn man viel über die Zeit weiß, in der er gelebt hat, wenn man die Bedeutung der von dem Autor verwendeten Metaphern kennt usw.

Theoretisch ist der hermeneutische Zirkel unbegrenzt, in der Praxis muss aber jeder Interpret irgendwann einmal Redaktionsschluss machen, wenn er zu Ergebnissen kommen will. Bei der Traumdeutung sieht das im Idealfall so aus, dass die einzelnen durch Analyse gewonnenen Wissenselemente zu einer neuen sinnvollen Einheit zusammengefügt werden, oder anders ausgedrückt, nach der Traumanalyse folgt die Traumsynthese.

Wenn wir die für die Traumdeutung erforderlichen Informationen zusammengetragen haben, beginnt erst die eigentliche Arbeit. Das gilt sowohl für denjenigen, der seine Träume selber deutet, als auch für den Traumdeuter, der die Träume anderer interpretiert. Beide müssen nun das Denken hinter sich lassen und in einer meditativen Grundhaltung der eigenen Intuition vertrauen.

Ein Traum kann nur angemessen gedeutet werden, wenn es gelingt, die einzelnen Traumelemente zum Sprechen zu bringen. Der Grund für ihr Erscheinen liegt schließlich darin, dass sie uns etwas sagen wollen. Die Hauptaufgabe eines Traumdeuters lautet deshalb nicht, dem Träumer seine Träume zu erklären, sondern es ihm zu ermöglichen, in seine Traumfiguren hineinzuschlüpfen und aus deren Perspektive heraus wahrzunehmen. Nur wo dies dem Träumer nicht gelingt, sollte der Traumdeuter unterstützend eingreifen.

Robert Musil hat einmal die Frage aufgeworfen:
"Wann verstehst du einen Menschen? Du mußt ihn mitmachen [...]. Du mußt sein wie er: aber nicht du in ihn hinein, sondern er in dich hinaus!"

Das gilt gleichermaßen für den Träumer im Verhältnis zu seinen Traumfiguren wie auch für den professionellen Traumdeuter in Bezug auf den Träumer. Wird diese Ebene des Verstehens erreicht, dann können Traumfiguren zu einer Lebendigkeit erwachen, die die von realen Personen übertrifft. Dann können wir die Botschaften unserer Träume verstehen und ihre magischen Kräfte für unsere alltägliche Wirklichkeit nutzbar machen. Vorher gilt es jedoch, die erste und schwierigste Hürde bei der Traumarbeit zu überspringen: das Behalten von Träumen.

IV. Wovon hängt es ab, ob wir unsere Träume behalten oder nicht?

Es ist eine Binsenweisheit, dass jeder Mensch träumt, aber auch eine Tatsache, dass sich nur wenige öfter an ihre Träume erinnern können. Um die Frage zu klären, wovon es abhängt, ob jemand sich oft, selten oder so gut wie nie an seine Träume erinnern kann, habe ich jahrelang die Begleitumstände untersucht, die mit häufigen bzw. seltenen Erinnerungen an Träume einhergehen. Dabei kristallisierten sich eine Reihe von Faktoren heraus, die die Wahrscheinlichkeit von Traumerinnerungen entweder erhöhen oder vermindern. Das Ergebnis der Untersuchung ermöglichte mir die Erstellung von zwei unterschiedlichen Träumer-Profilen, die ich hier kurz skizziere.

Folgende Begleitumstände begünstigen das Behalten von Träumen - Profil 1:
  1. Regelmäßiges Meditieren
  2. Natürliches Aufwachen ohne Wecker
  3. Besinnliche Tätigkeiten vor dem Einschlafen wie zum Beispiel entspanntes Lesen oder Musik hören
  4. Gelegentliches oder regelmäßiges Eintragen von Träumen in ein Traumtagebuch
  5. Vertrauten, tiefgründigen Menschen Träume mitteilen und sich darüber austauschen
  6. Permanente Anwendung der natürlichen Bauchatmung
  7. Entspannt kreative Arbeit und Freizeitgestaltung
  8. Traumatische und ekstatische Erlebnisse
  9. Intensive Naturerlebnisse
  10. Starke Sehnsucht nach und entschlossene Bereitschaft für Veränderungen im eigenen Leben
  11. Veränderungen bei: Wohnung, Ort, Beruf, Partnerschaft
  12. Verlust von geliebten Menschen
  13. Zustand der Verliebtheit
  14. Transpersonale und mystische Erfahrungen
  15. Tanzen, besonders Ausdruckstanz
  16. Natürliches Singen ohne die Absicht, damit Außenwirkung zu erzielen
  17. Regelmäßige Ausübung von kontemplativen Ritualen wie Qi Gong oder die Rezitation von Mantras

Folgende Begleitumstände beeinträchtigen das Behalten von Träumen - Profil 2:
  1. Dauerstress in Beruf, Familie, Partnerschaft
  2. Missbrauch von Alkohol, Nikotin, Medikamenten und Drogen
  3. Alltag, der durch starre Gewohnheiten strukturiert wird
  4. Reizüberflutung durch Medien aller Art
  5. Chronische Depressionen
  6. Extreme körperliche oder seelische Belastungen
  7. Häufiges Grübeln > Hyperreflektion
  8. Gesteigertes Kontrollbedürfnis
  9. Unterdrückung von Emotionen
  10. Chronische Langeweile und Apathie
  11. Zwanghafte Beschäftigungssucht
  12. Schichtarbeit
  13. Co-Abhängigkeit
  14. Extrem materialistische Denk- und Lebensweise
  15. Deutlich überhöhtes Sprech- und Bewegungstempo


Wer sich weitgehend im ersten Profil wiederfindet, wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit häufig an Träume erinnern, der zweite Typ eher seltener. Da sich unsere Lebensumstände gewöhnlich kurz- oder langfristig ändern, ist es üblich, dass sich Phasen der intensiven Traumerinnerung mit Phasen abwechseln, wo wir unsere Träume nur selten behalten. Nach meinen eigenen Erfahrungen und denen, die ich mit Klienten gemacht habe, kann man aber auch selber Einfluss nehmen auf das Behalten von Träumen, indem man den unter Profil 1 beschriebenen Faktoren mehr Raum in seinem Leben gibt, sofern bzw. in dem Maße, wie dies möglich ist.


Traum: Bärcke zwischen Himmel und Erde
Träume sind Brücken zwischen Himmel und Erde.
Text und Foto: Andreas Tenzer

V. Wiedererleben von Träumen: Die Königsdisziplin der Traumarbeit



Jahrelang bildete ich mir ein, die Technik des Wiedererlebens von Träumen selber erfunden zu haben - bis mir schließlich das "Traumbuch" von Strephon K. Williams in die Hand fiel: Durch Traumarbeit zum eigenen Selbst. Darin beschreibt der Autor das Wiedererleben von Träumen als zentrales Element der Traumarbeit. Treffend stellt er fest: " Die Bedeutung eines Traumes ergibt sich dadurch, daß der Träumende den Traum wiedererlebt, und nicht aus dem, was ein anderer darüber sagt. "

Beim Wiedererleben kann es hilfreich sein, einen kompetenten und einfühlsamen Partner zur Seite zu haben, mit dem man gemeinsam folgenden Weg beschreitet:

1. Aus dem vorhandenen Traummaterial wird ein Schlüsseltraum ausgewählt, von dem man intuitiv weiß, dass er eine bedeutende Botschaft für das eigene Leben enthält. Erfahrungsgemäß eignen sich dafür besonders Wiederholungsträume, Albträume und Träume mit visionärem Charakter.

2. Vom "Traumpartner" lässt man sich in einen tief entspannten Zustand versetzen, möglichst in liegender Position.

3. Der Schlüsseltraum - oder eine Schlüsselszene daraus - wird vor dem geistigen Auge reaktiviert.

4. Die Traumszene wird - stets im Präsens - vom Träumenden beschrieben.

5. Der Partner/Traumarbeiter stellt Fragen zu Details der Trauminhalte und fragt immer wieder, welche Gefühle und Körperempfindungen mit den einzelnen Bildern einhergehen.

6. Der Träumende beschreibt seine Empfindungen und erzählt ggf. weitere Inhalte aus demselben Traum, aus anderen Träumen oder aus Erlebnissen im Wachzustand, die mit den wiedererlebten Gefühlen und Körperempfindungen in Resonanz stehen.

7. Fühlt sich der Träumende spontan dazu in der Lage, formuliert er die Kernbotschaft, die der Traum nach seinem Empfinden enthält.

8. In sitzender Position wird der Traum mit dem Partner in Beziehung gesetzt zu anderen Träumen mit einem ähnlichen psychosomatischen Energiemuster.

9. Gemeinsam mit dem Partner wird danach geforscht, welche Bedeutung der wiedererlebten Traumszene in Bezug auf die persönliche Mythologie des Träumenden zukommt.

10. Der Träumende prüft, welche Konsequenzen der Traum für das alltägliche Leben nahelegt.

11. Der Träumende macht sich Gedanken darüber, wie die für richtig gehaltenen Konsequenzen in praktisches Handeln umgesetzt werden könnten.

12. Gemeinsam mit dem Partner wird der Traum in den eigenen Individuationsprozess integriert.


VI. Fallbeispiel einer Traumdeutung


Nicht jeder ist bereit, seine Träume unter Tiefenentspannung wiederzuerleben. Im folgenden Fallbeispiel wollte der Träumende zunächst nur über seinen Traum reden. Im Verlauf des Gesprächs war er dann doch damit einverstanden, eine Schlüsselszene seines Traums im Liegen wiederzuerleben.

Jede Traumdeutung sollte der spezifischen Situation des Träumenden ebenso gerecht werden, wie der individuellen Choreografie eines einzelnen Traumes und schließlich den sich in Traumserien häufig wiederholenden Symbolen, Metaphern, Archetypen usw., in deren Zusammenschau sich der Sinn einzelner Träume überhaupt erst erschließen lässt. Das macht es unmöglich, allgemein verbindliche Methoden der Traumdeutung zu entwickeln. Es gibt jedoch einzelne Techniken, die sich in fast allen Träumen als hilfreiche Instrumente erweisen und von denen einige in dem hier ausgewählten Beispiel zur Anwendung kommen.

Kurze Vorinformationen über den Träumenden

Daniel - um die Anonymität des Klienten zu gewährleisten, habe ich den Namen geändert - ist zum Zeitpunkt des folgenden Traumes 46 Jahre alt und arbeitet als Vertriebsmanager für eine größere Kölner Firma. Seine Frau ist fünf Jahre jünger, die beiden Kinder gehen noch zur Schule. "Die Arbeit nimmt fast meine gesamte Energie in Anspruch", erklärt mir Daniel bei unserem ersten Gespräch, und sein größter Wunsch sei es, wieder mehr Zeit und Energie für die Familie zu haben. In den letzten Monaten sei es zwischen ihm und seiner Frau wiederholt zum Streit gekommen. Sie fühle sich ungeliebt, unverstanden und habe Angst, er könne sie verlassen. Auch mache sie ihm zum Vorwurf, er vernachlässige die Kinder, die ihrer Ansicht nach quasi vaterlos aufwüchsen. Daniel erklärt, auch er fühle sich seit Jahren nicht wohl in seiner Haut, wisse aber nicht, was er an der Situation ändern könne. Als Daniel mir im Verlauf unseres Gesprächs mitteilte, dass er in letzter Zeit häufig lebhafte Träume habe, an die er sich jedoch so gut wie nicht erinnern könne, bat ich ihn, ein Traumtagebuch anzulegen. Aus diesem las er mir einige Wochen später folgenden Traum vor:

Der Traum

Ich befinde mich mit einer Freundin, die in Wirklichkeit meine Frau ist, in einer Kölner Kleiderboutique. Ein bunter Pullover fesselt meinen Blick. Besonders Gelb und Orange stechen ins Auge.

Ich gehe mit dem Pullover nach draußen auf die Straße, um ihn anzuprobieren. Er ist viel zu lang, reicht mir fast bis zu den Knöcheln. Plötzlich bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Ich fürchte, man könnte mich für einen Dieb halten. Außerdem kann ich ja auch nichts mit dem Pullover anfangen.

So bringe ich ihn zurück in den Laden, wo man mein Verschwinden offenbar gar nicht bemerkt hat. Der ältere freundliche Herr, der mich vorhin bedient hat, ist nicht mehr da. Er erinnerte mich an eine Abbildung von Bacchus.

Eine Verkäuferin kommt auf mich zu und lädt mich zu Kaffee und Kuchen ins Firmenzentrum ein. Ich nehme die Einladung hocherfreut und dankend an und frage, ob ich meine "Freundin" mitbringen kann. Die Frau sagt, dass sie erst Rücksprache mit ihrem Chef nehmen muss.

Ich sage noch, dass ich meine Freundin doch nicht allein lassen kann. Sie lächelt nur und verschwindet.


Bacchus
Melancholischer Bacchus?
Gemälde von Caravaggio

VII. Zwei Traumdeuter - Dialogische Traumdeutung


Vor dem Gespräch erkläre ich Daniel die Spielregeln. Ich stelle kurze Fragen zu den Trauminhalten, auf die er ebenso kurz und im Präsens antworten soll. Falls es bei ihm während des Gesprächs hier und da "Klick" machen sollte und sich spontan tiefe Einsichten ergeben, solle er diese stichpunktartig festhalten. Es gehe zunächst darum zu klären, ob ihm noch weitere Details aus dem Traum einfielen, und welche Gefühle er bei den einzelnen Traumszenen hatte. Im folgenden verwende ich die Kürzel "D" für Daniel und "A" für mich.

A: Was macht Sie so sicher, dass die Freundin Ihre Ehefrau ist?
D: Ich kann ihr Gesicht eindeutig erkennen. Obwohl sie so alt aussieht, wie sie heute ist, sind wir nicht oder noch nicht verheiratet.
A: Können Sie beschreiben, welches Gefühl Sie in diesem Augenblick (im Traum) zu Ihrer Frau bzw. "Freundin" haben?
D: Das ist schwer. Ich bin mehr auf die Kleidungsstücke konzentriert.
A: Was für eine Stimmung können Sie aus dem Gesicht Ihrer Frau herauslesen?
D: Ihr Gesicht ist komischerweise rechts hinter mir, aber ich kann trotzdem sehen, dass sie besorgt und traurig ist.
A: Welche Kleidung trägt Ihre Frau?
D: Das kann ich nicht sagen. Eigentlich sehe ich bloß ihr Gesicht. Den Rest kann ich nur schemenhaft erkennen.
A: Wie kommt der Pullover in Ihr Blickfeld?
D: Er schwebt plötzlich in der Luft, direkt vor meinen Augen.
A: Wie wirkt der Pullover auf Sie?
D: Er zieht mich magisch an, ohne dass ich das erklären könnte.
A: Was ist mit Ihren Augen?
D: Sie sind weit aufgerissen. Das erinnert mich an meine Kindheit.
A: Woran genau?
D: Wenn ich überraschend ein schönes Geschenk bekommen habe.
A: Was fühlen Sie jetzt in Ihrem Herzen?
D: Fühlt sich leicht an.
A: Haben Sie gelbe oder orangefarbene Kleidungstücke oder Gegenstände in diesen Farben in Ihrer Wohnung?
D: Kleidung auf jeden Fall nicht - und in der Wohnung höchstens kleinere Gegenstände.
A: Gibt es in der Boutique eine Umkleidekabine?
D: Das weiß ich nicht. Als ich den Pullover sehe, bin ich auch schon mit ihm draußen.
A: Sind Sie enttäuscht, weil er Ihnen nicht passt?
D: Nein, ich komme mir nur vor wie ein Idiot und wundere mich, dass ich das nicht vorher gemerkt habe. Auch habe ich Angst, man könnte mich für einen Dieb halten und stürme deshalb wieder nach drinnen.
A: Haben Sie nicht das Bedürfnis, nach einem ähnlichen Pullover in Ihrer Größe zu suchen?
D: Nein, es wäre mir peinlich, wenn mich jemand darin sehen würde. Deshalb ziehe ich ihn auch gleich wieder aus und trage ihn auf meinem Arm. Das habe ich ganz vergessen einzutragen.
A: Woran merken Sie, dass Ihr Verschwinden niemandem aufgefallen ist?
D: Weil mir niemand gefolgt ist und weil niemand mehr im Laden ist. Ich spüre aber, dass der Verkäufer und meine Frau ganz in der Nähe sind.
A: Sie sagen, der Verkäufer erinnert Sie an ein Bacchus-Bild.
D: Ja, ich weiß aber nicht mehr, wo ich das Bild gesehen habe, nur noch, dass es kein fröhlicher Weingott war, sondern ein Genussmensch, der aber eher traurig dreinblickt.
A: Was ist das für ein Firmenzentrum, in das die Verkäuferin Sie einlädt?
D: Das weiß ich nicht, weil mein Traum ja vorher abgebrochen ist.
A: Haben Sie eine Vorstellung davon, wohin Sie die Einladung geführt hätte?
D: Es war irgendwas ganz Großes, jedenfalls nicht das Zentrum der Boutique, auch nicht des Einkaufszentrums, in dessen Keller sie sich befindet.
Einschub: Da mir diese Stelle wichtig erschien, Daniel sich aber an nichts Konkretes mehr erinnern konnte, bot ich ihm an, diese Szene unter Tiefenentspannung noch einmal wach zu rufen. Er war einverstanden und berichtete mir im Liegen von einer Versammlung der mächtigsten Wirtschaftsbosse der Welt, die sich in dem Zentrum zusammengefunden hätten. Es sei, als habe man ihn in den Olymp berufen und als bekomme er endlich die Anerkennung, die seine Arbeit verdiene. Danach begaben wir uns wieder in Sitzposition.
A: Sie fragen, ob Ihre Frau mitkommen könne.
D: Ja, aber ich war mir im selben Augenblick sehr unsicher, ob es richtig war, danach zu fragen. Ich liebe meine Frau, habe aber auch Angst, dass sie mich am Einzug ins Firmenzentrum hindern könnte.
A: Inwiefern könnte sie ein Hindernis sein?
D: Ich kann mir vorstellen, dass man für den Posten jemanden bevorzugt, der ganz ungebunden ist.
A: Können Sie sich noch daran erinnern, in welchem Ton Sie zu der Verkäuferin sagten, dass Sie Ihre Frau (Freundin) doch nicht allein lassen könnten?
D: Das kam eher zaghaft heraus, fast schon flehend.
A: Was ist das für ein Lächeln der Frau, mit dem sie am Ende des Traums verschwindet?
D: Es ist, als wüsste sie schon, dass das mit meiner Frau nicht geht, und als ob sie mich für eine so blöde Frage bemitleiden würde.
A: Welches Gefühl löst dieses Lächeln in Ihnen aus?
D: Es macht mir Angst, und ich fühle mich ganz klein.


Traum Symbole
Symbole sind die Buchstaben
im Traum-Abc.

Gemäldeausschnitt

VIII. Zwei Traumdeuter - Daniels Einsichten


Die Qualität einer Traumdeutung hängt wesentlich davon ab, inwieweit es gelingt, den Träumenden selber zu Deutungen und neuen Einsichten kommen zu lassen. Der Traumdeuter sollte diese durch eine geschickte Fragetechnik aus ihm herauskitzeln und eigene Deutungsansätze nur dort ins Spiel bringen, wo bestimmte Bedeutungen sich aus der Perspektive des Träumenden im toten Winkel befinden.

Nach dem ersten Frage-Antwort-Gespräch bat ich Daniel, seine neu gewonnenen Einsichten zu Papier zu bringen und sie im Präsens zu formulieren. Wo immer es ihm möglich war, sollte er seine Einsichten den entsprechenden Traumszenen zuordnen, jeweils mit > gekennzeichnet.

Bei der nächsten Sitzung brachte er diese vier Punkte mit:
Der Pullover hat mich wohl deshalb so fasziniert, weil ich mich in meiner Berufskleidung eingeengt fühle und weil mich Gelb und Orange schon immer angezogen haben. > Übergröße des Pullovers, Gelb-Orange-Dominanz

Obwohl ich meine Frau liebe, sind wir uns in den letzten Jahren immer fremder geworden. > Verwechslung Freundin-Frau, Wahrnehmung auf Gesicht beschränkt und ohne direkten Blickkontakt, das Verschwinden meiner Frau

Da ich in den letzten Jahren beruflich ganz gut aufgestiegen bin, dachte ich, meine Karrieregeilheit wäre jetzt befriedigt. Der Traum zeigt mir aber, dass es nicht so ist, und dass ich wegen meiner Karriere meine ganze Familie aufs Spiel setze. > die Sache mit den Weltbossen, der Zweifel, ob ich meine Frau mitnehmen darf bzw. soll.

Mir ist klar, dass es so nicht weitergehen kann, aber ich will weder meinen Job noch meine Frau verlieren. Sie sagt, dass ich zu wenig Zeit für sie und die Kinder hätte, doch wenn ich mal Zeit habe, kommt auch keine wirkliche Nähe zustande. > bezieht sich auf den gesamten Traum

Wandlungen und Perspektiven

Es fanden noch zwei weitere Gespräche über Daniels Traum statt, in denen sämtliche relevanten Details ausführlich beleuchtet wurden und die wir dazu nutzten, um Verbindungen zu anderen Träumen herzustellen, in denen ähnliche Situationen, Symbole und Archetypen zu finden waren. Die vielen Punkte im einzelnen wiederzugeben, würde den Rahmen dieses Fallbeispiels sprengen. Deshalb beschränke ich mich hier auf die Wiedergabe der wichtigsten Ergebnisse, die sich aus Daniels Traumdeutung und Individuation ergaben.

Es zeigte sich, dass Daniel mit seinem Job einigermaßen zufrieden war. Er glaubte aber, seine Frau würde weitere Karrieresprünge von ihm erwarten. Dieses Missverständnis ließ sich später in Gesprächen mit seiner Frau weitgehend klären.

Daniel hatte Probleme mit einem seiner Vorgesetzten, von dem er sich nicht wertgeschätzt fühlte. Daran ließ sich zwar zunächst nichts ändern, aber es gelang Daniel zunehmend, sich nicht mehr so sehr davon herunterziehen zu lassen, wie er es ausdrückte.

Bereits in vorhergehenden Träumen hatte sich gezeigt, dass Daniel seine weiblichen Seelenanteile, seine anima, massiv verdrängte. Im vorliegenden Traum deutet darauf vor allem der Pullover hin, der sich als "verdrängtes" buntes Kleid interpretieren lässt. Um das Verhältnis der Archetypen animus und anima ins Gleichgewicht zu bringen, bat ich Daniel und seine Frau, jeweils eine Liste von "geheimen" Wünschen zu erstellen. Es war für mich nicht überraschend, dass beide Listen hohe Anima-Anteile aufwiesen. Die teilweise Umsetzung dieser Wünsche führte dazu, dass zwischen den Ehepartnern wieder mehr Nähe möglich war und dass sich beide wohler fühlten, obwohl sie rein quantitativ kaum mehr Zeit für einander hatten.

Auch die Archetypen "Inneres Kind", "Der Held" und "Der Versager" tauchten in Daniels Träumen häufiger auf. Im vorliegenden Traum zeigen sie sich unter anderem bei der kindlichen Freude über den "geschenkten" Pullover > Inneres Kind, bei den Allmachtsphantasien des großen Weltbosses > der Held und als Daniel sich am Ende ganz klein fühlt, während er auf die Chefentscheidung wartet > Der Versager. Der Keller als Ort des Geschehens zeigt zum einen, dass Daniel mit seinem Schatten in Berührung gekommen ist, drückt aber auch sein Gefühl aus "im Keller zu sein" und den Wunsch von dort aus aufzusteigen.

Die intensive Auseinandersetzung mit diesen Archetypen führte dazu, dass Daniel in beruflichen Angelegenheiten gelassener wurde und dass er mit seiner Frau und seinen Kindern spontaner und herzlicher umgehen konnte.

Bei Beendigung unserer gemeinsamen Traum- und Individuationsarbeit sagte mir Daniel, es sei für ihn eine große Hilfe gewesen zu erkennen, dass fremde Personen im Traum oft Teilpersönlichkeiten des eigenen Selbst sind. Im vorliegenden Traum traf das besonders auf die Figur des Verkäufers > Bacchus zu, der ihm die Traurigkeit über den Verlust des heiteren Genießenkönnens spiegelte.

Daniels Leben wird - wie das eines jeden Menschen - jetzt und in Zukunft nicht ohne Probleme sein. Ich habe aber den Eindruck gewonnen, dass seine Träume und die Beschäftigung damit ihm dabei geholfen haben und helfen werden, besser damit umgehen zu können.

IX. Träume sind wertvolle Geschenke


Ein ungedeuteter Traum gleicht einem ungelesenen Brief, heißt es im Talmud. Der Absender des Briefes wohnt im Reich des Unbewussten. Träume sind permanente psycho-kosmische Inszenierungen, die nur unter spezifischen Rahmenbedingungen die Schwelle vom Unbewussten zur bewussten Wahrnehmung überschreiten. Das gilt für Tagträume ebenso wie für nächtliche Träume, denn unterhalb der Bewusstseinsschwelle ist unsere Seele rund um die Uhr in Bewegung, unabhängig davon, ob wir diese Aktivitäten wahrnehmen oder nicht.

Der Tagträumer unterscheidet sich nur dadurch vom "gewöhnlichen" Menschen, dass seine Empfangsantennen im wachen Zustand zeitweilig auf die Frequenzen subliminaler Sender (aus dem Unbewussten sendend) eingestellt sind. In den Traumphasen während des Schlafes ist unser Organismus unwillkürlich auf diese subliminalen Frequenzen eingestellt. Auch wenn wir davon in der Regel nichts mitbekommen, so wirken sich Träume doch auf unsere psychosomatische Verfassung im Wachzustand aus. Das gilt für Albträume ebenso wie für erbauliche Träume. Georg C. Lichtenberg hat einmal gesagt: Eine Strafe im Traum ist allemal eine Strafe.

Deshalb sollten wir dankbar sein, wenn wir das Glück haben, einen Traum oder Traumsequenzen zu behalten. Auf keine andere Weise können wir so unmittelbare und tiefe Einblicke in das bekommen, was sich in unserem individuellen Unbewussten abspielt und in welcher Verbindung es zum kollektiven Unbewussten steht, im Sinne von C.G. Jung.


X. Traumtagebuch


Wer Träume als Geschenke zu schätzen weiß, geht irgendwann dazu über, ein Traumtagebuch zu führen. Mit jedem neu eingetragenen Traum wächst das Buch unserer Träume und ermöglicht uns immer tiefere Einblicke nicht nur in unser Innenleben, sondern in das Geheimnis des Lebens überhaupt. Der Vorteil von Traumserien besteht darin, dass wir die fundamentalen Botschaften entschlüsseln können, die uns Träume in den verschiedensten Variationen präsentieren. Das gilt besonders für Wiederholungsträume, in denen wir quasi mit der Nase auf eines der großen Themen unseres Lebens - quasi unsere persönliche Mythologie - gestoßen werden. Hilfreich für die Traumdeutung als Inspirationsquelle der Individuation sind aber auch wiederholt auftretende Emotionen, Farben, Gestalten, Symbole und Archetypen.

Der häufigste und folgenreichste Fehler im Umgang mit Traumaufzeichnungen besteht darin, dass man den optimalen Zeitpunkt verpasst, die Träume schriftlich festzuhalten. Oft scheitert die Aufzeichnung nur daran, dass man im Augenblick der Traumerinnerung nicht die Zeit oder Energie hat, ihn aufzuschreiben. In diesem Fall sollte man sich zumindest die wenigen Sekunden nehmen, die das Notieren von ein paar Stichpunkten in Anspruch nimmt. Den Traumtext kann man dann später - möglichst noch am selben Tag - in aller Ruhe ausformulieren.

Bei Eintragungen in mein Traumtagebuch greife ich seit vielen Jahren auf das folgende Schema zurück, das ich auch bei der Traumdeutung in meiner Kölner Praxis anwende. Als Beispiel verwende ich hier Daniels Traum und beziehe dabei die zusätzlichen Informationen mit ein, die sich aus dem Frage-Antwort-Gespräch ergeben haben.


Traumtagebuch - Schema für die Deutung von Traumserien - Die Standardkategorien sind farblich gekennzeichnet

Traum vom: Datum und ungefähre Uhrzeit
Traum: Text ...
Zeit: Hauptperspektive ist die Gegenwart, Exkurse in Vergangenheit und Zukunft
Orte: Kleiderboutique in Köln, Keller, Straße
Personen: Träumender, Frau/Freundin, Verkäufer/in, Chef
Bewegung: Stehen, Gehen, Eilen
Farben: Gelb, Orange
Gefühle: Furcht, Freude, leichtes Herz, schlechtes Gewissen, Größenwahn, Minderwertigkeit
Objekte/Symbole: Pullover, Keller, Straße, Kaffee, Kuchen, Bacchus, Firmenzentrum
Archetypen/Teilpersönlichkeiten: Animus, Anima, das innere Kind, der Ängstliche, der Genießer, der Held, der Liebende, der Versager
Bezug: vorangegangene Streitgespräche mit Ehefrau
Einsichten: mehr Gelassenheit im Beruf, mehr Nähe zur Familie
Ergänzungen/Kommentar: zum Beispiel Parallelen zu anderen Träumen, Rätsel/Unerklärliches, Nachwirkungen des Traumes


In der Tiefe eurer Hoffnungen und Wünsche liegt euer stilles Wissen um das Jenseits;
Und wie Samen, der unter dem Schnee träumt, träumt euer Herz vom Frühling.
Traut Euren Träumen, denn in ihnen ist das Tor zur Ewigkeit verborgen.

Khalil Gibran
aus der Zitatensammlung www.zitate-aphorismen.de


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